Mödlingbach-Renaturierung

Mödlingbach - Hochwasserschutz & Biologische Vielfalt. 

Mödling hat in Bezug auf zukunftweisende, nachhaltige Ökokonzepte schon oft die Vorreiterposition eingenommen. Nicht nur die neuen Denkansätze in der Waldbewirtschaftung sind bemerkenswert, auch das Verwerfen der alten, harten Hochwasserschutztechniken ist beispielhaft. Zur Jahrtausendwende entschied sich Mödling, die bestehende starre und betonierte Bachsohle auf weiten Abschnitten innerhalb des Stadtgebietes aufzureißen und nach den neuesten Erkenntnissen der Ingenieurbiologie mit Naturmaterialien zu restrukturieren.

Bachlauf mit Pflanzen.Der Mödlingbach ist ein wunderbares Refugium für Flora und Fauna mitten in der Stadt.

Eckdaten zur Chronologie der Renaturierung: 

  • 1904: Nach der schweren Hochwasserkatastrophe am Mödlingbach im Jahr 1904 wurde nach dem damaligen Stand des Wissens eine harte Verbauung des Gerinnes als notwendig erachtet und realisiert, um die Sicherheit der Anwohner garantieren zu können. Der innerstädtische Flussverlauf wurde kanalisiert, die Sohle war charakterisiert durch eine betonierte, unbelebte Niederwasserrinne.

  • 2000: Nach der im Jahr 2000 verabschiedeten EU-Wasserrahmenrichtlinie hatten nur noch Projekte, die den Schutz vor einem  hunderjährlichen Hochwasser garantieren und gleichzeitig positive Effekte auf die Gewässerökologie nachweisen können, die Chance, von Bund und Land Fördergelder lukrieren zu dürfen. Mödling konnte mit dem Institut für Ingenieurbiologie an der Universität für Bodenkultur ein nachhaltiges Restrukturierungskonzept entwickeln, das  nicht nur die Erhöhung der Hochwassersicherheit im Focus hatte, sondern auch die Ökologisierung des neu zu schaffenden Lebensraums zum Ziel hatte.

  • 2003: Im Jahr 2003 wurde ein entsprechendes Einreichungsprojekt für die Bachbettrenaturierung  zwischen Badstraße und Bahntrasse genehmigt, 2003 begannen die Umbaumaßnahmen.

  • 2005/2006: Der Abschnitt zwischen Wehrgasse und Toni Berg-Promenade wurde 2005/2006 optimiert. Steilbetonstufen und historische Reste von Mühlenbauten wurden entfernt und durch eine offene Sohle, die fixiert wird durch Blocksteinsohlgurte, Weidenflechtzäune  und Faschinen mit Steckholzeinsätzen, ersetzt.

  • 2010: Der Kollaudierungsbescheid auferlegt der Gemeinde als Interessenten laufende Pflege- und Abstockungsmaßnahmen. Ein diesbezügliches Pflegekonzept des Instituts für Ingenieurbiologie an der Universität für Bodenkultur liegt seit 2005 vor. Jährlich wird eine Begehung des gesamten Bachregimes innerhalb der Mödlinger Stadtgrenzen mit dem Ersteller des Konzeptes abgehalten, wo die notwendigen Maßnahmen zur Freihaltung des vorgeschriebenen HQ100-Querprofils besprochen und festgelegt werden.

  • 2005-2017: Die angezeigten Pflegemaßnahmen im Mödlingbach werden seit etwa 12 Jahren laut Maßnahmenplan und vorausgehender Besichtigung durch Sachverständige regelmäßig durchgeführt. Sie sind mit dem Ziel des Erhalts der Hochwassersicherheit der Mödlinger Bevölkerung bescheidmäßig festgelegt. Neben einem kontinuierlichen kräftigen Aufstocksetzen der Weiden und dem regelmäßigen Ausbaggern der Auflandungen sowie dem beharrlichen Ausräumen von Schwemmgut und Verklausungsmaterial notwendig, um das Profil offen zu halten, dass ein hundertjährliches Hochwasser schadlos abzuleiten vermag. Ohne laufende Eingriffe müsste mit brisanten Folgen für die Anrainer gerechnet werden.

  • 2017: Die Folgekontrollen des nachhaltigen, ökologisch wertvollen Rückbaus des Mödlingbachs durch die Behörde und Diplomarbeiten an der Universität für Bodenkultur, die den Erfolg der Maßnahmen zu evaluieren hatten, bestätigen, dass die Eingriffe durchwegs als positiv zu beurteilen sind. Die Zusammensetzung der Aquafauna und –flora hat sich wie gewünscht entwickelt, die Wassertemperatur im beschatten Wasserkörper ist messbar gesunken.

  • Ab 2020: Weitere Hochwasserschutzmaßnahmen mit einem Wasser- und Geschieberückhaltebecken im Hinterland zur Entlastung der Unterliegergemeinden sind geplant, werden aber die regulierenden Maßnahmen im engen innerstädtischen Flussprofil nicht ersetzen können.

Das Auftreten eines Jungbibers Mitte 2017 und etwa 10 Jahre nach Beendigung der Bauarbeiten auf Mödinger Gemeindegebiet ist die praktische Bestätigung der wissenschaftlich-theoretischen Erkenntnisse: Erst die umsichtige effiziente Herstellung eines attraktiven Lebensraums und der Abbruch der Gubinwehranlage (ca. 1,5 km bachabwärts) konnten ihn anlocken.

Aus hochwasserschutztechnischen Gründen musste allerdings verhindert werden, dass das Tier Staubauten anlegt. Mit  dem NÖ Biberbeauftragten und Wildbiologen konnten aber sanfte, angemessene und legitime Maßnahmen, um den Biber zum Abwandern zu motivieren, wie z.B. eine zielführende Uferpflege, definiert werden.

Das Mödlinger Stadtgartenteam zeigte, wie man die berechtigten Intentionen der beteiligten Interessensgruppen   - Anrainer mit dem Wunsch nach höchstmöglichem Hochwasserschutz und bewegte, besorgte NaturschützerInnen einem konfliktfreien Zusammenwirken zu einer vernünftigen, für alle nachvollziehbaren und akzeptablen Lösung führen kann.